Veröffentlicht am 21. Januar

Barrierefreiheitsstärkungsgesetz: E-Mail-Marketing neu denken

Ab dem 28. Juni 2025 müssen Unternehmen ihre E-Mail-Marketing-Strategien an das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) anpassen. Dieser Blogbeitrag beleuchtet die Herausforderungen und Chancen, die sich daraus ergeben, und zeigt auf, wie Marketer ihre digitale Kommunikation inklusiv gestalten können.

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Die Auswirkungen des BFSG auf das E-Mail-Marketing 

Am 28. Juni 2025 tritt das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) in Kraft. Unternehmen müssen bis zu diesem Stichtag ihre digitalen Angebote so angepasst haben, dass sie allen Nutzern einen barrierefreien Zugang ermöglichen. Damit soll die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen Beeinträchtigungen am gesellschaftlichen Leben deutlich verbessert werden. Das hat weitreichende Auswirkungen auf alle digitalen Angebote – unter anderem Websites, Apps, E-Book-Reader, Selbstbedienungsterminals, Telekommunikationsdienste und auch das E-Mail-Marketing.  

Wer ist betroffen – wer muss reagieren?

Grundsätzlich muss jedes größere Unternehmen in Deutschland die vielfältigen Anforderungen des Gesetzes umsetzen. Das sind Hersteller, Händler und Importeure von bestimmen Produkten wie E-Book-Readern sowie Dienstleister, bspw. Anbieter von E-Mail-Marketing-Software. Kleinstunternehmen mit weniger als zehn Mitarbeitern oder einem Jahresumsatz von unter zwei Millionen Euro sind von der Regelung ausgenommen.  

Und: Das Gesetz gilt erst einmal nur im B2C – reine B2B-Websites müssen die Vorgaben nicht umsetzen – vorerst. Es empfiehlt sich in jedem Fall, das Thema auf die Agenda zu setzen. Denn zum einen können auch reine B2B-Angebote von mehr Übersicht, klarer Struktur und besseren Texten profitieren. Zum anderen ist es nicht unwahrscheinlich, dass das BSFG in Zukunft auch auf andere Bereiche ausgeweitet wird.

Accessibility Check in Campaign

Besonders spannend: In Optimizely Campaign wird es zukünftig einen Accessibility Checker geben. Der Accessibility Check soll für E-Mails und Landing-Pages anwendbar sein und folgende Bereiche abdecken:

  • Allgemeine Einstellungen wie Sprache
  • Alternativtexte für Bilder
  • Nutzung von semantischem HTML und Kennzeichnung von Layout-Tabellen
  • Barrierefreie Links, Buttons und Formulare
  • Abstände und Kontraste
  • Bedienbarkeit per Tastatur und Zooming

Sie haben weitere Fragen zum Feature? Schreiben Sie unserem Consulting-Team hier.

Die Anforderungen und ihre Auswirkungen auf das E-Mail-Marketing  

Die Umsetzung des BFSG bringt für E-Mail-Marketer eine Neuausrichtung in mehreren Bereichen mit sich. Zunächst sind eine sorgfältige Analyse (das Optimizely Consulting-Team kann bei der Analyse bestehender Layouts oder Templates oder in der Konzeption von neuen Templates unterstützen) und Neugestaltung bestehender Inhalte auf Websites und in Mailings notwendig:

  • Dies umfasst die Verwendung von leicht verständlichem Text sowie die Einbindung von Alternativtexten für Bilder und Grafiken.
  • Darüber hinaus sollte die Darstellung von Informationen klar strukturiert sein, um eine optimale Lesbarkeit zu gewährleisten.
  • Wichtige Informationen sollten nie ausschließlich in Bildern oder Grafiken enthalten sein, da diese von automatischen Readern unter Umständen nicht erfasst werden können.
  • Neu: Farbkontraste müssen den WCAG 2.1-Standards entsprechen, mindestens auf Level AA.

Während diese Vorgaben eher inhaltlicher Natur sind, gilt es auch auf technischer Seite einiges zu beachten (es folgen einige Beispiele): 

  • E-Mails müssen künftig mit Screenreadern und anderen assistierenden Technologien kompatibel sein.  
  • Dazu gehört auch die Entwicklung anpassungsfähiger Layouts für verschiedene Endgeräte (Laptop, Tablet, Smartphone) sowie barrierefreier Interaktionselemente. 
  • Um den hohen Anforderungen des BFSG gerecht zu werden, ist es daher unabdingbar, bestehende E-Mail-Templates zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen.  
  • Dies schließt auch Schulungen von Marketingteams in barrierefreier Kommunikation ein sowie die Implementierung von Qualitätssicherungsprozessen, um sicherzustellen, dass alle Inhalte den neuen Standards entsprechen.

Es ist außerdem wichtig zu unterscheiden, welche E-Mails unter das BFSG fallen.  

> Transaktions-E-Mails wie Bestellbestätigungen oder Rechnungen sowie E-Mails zu Vertragsänderungen müssen barrierefrei gestaltet werden.  

Marketing-Newsletter und allgemeine Produktwerbung per E-Mail unterliegen dagegen nicht den speziellen Anforderungen des BFSG. Dennoch können Unternehmen, die sich um Barrierefreiheit bemühen, bei der Erstellung von Marketing-E-Mails sicherstellen, dass diese für alle zugänglich sind. Das umfasst die Verwendung von barrierefreien Design-Praktiken, wie zum Beispiel:

  1. Textalternativen für Bilder: Die Verwendung von Alt-Texten für Bilder, um Nutzern mit Sehbehinderungen den Inhalt der E-Mail zu vermitteln. +
  2. Strukturierte Layouts: Eine klare und verständliche Struktur, die es Bildschirmlesern ermöglicht, den Inhalt einfach zu interpretieren.
  3. Farbkontraste: Sicherstellen, dass der Text genug Kontrast zum Hintergrund hat, um auch für Menschen mit Farbsehschwächen lesbar zu sein.
  4. Barrierefreie Schriftarten: Vermeiden von Schriftarten, die schwer lesbar sind, und stattdessen klare und gut lesbare Schriftarten verwenden.

Auch wenn Marketing-E-Mails nicht direkt dem BFSG unterliegen, ist es eine gute Praxis, die Zugänglichkeit zu berücksichtigen, um eine breitere Zielgruppe anzusprechen und Inklusion zu fördern.

Chancen durch Barrierefreiheit und KI-Support

Die Umsetzung des BFSG bietet jedoch nicht nur Herausforderungen, sondern auch zahlreiche Chancen. Durch barrierefreies E-Mail-Marketing können Unternehmen ihre Reichweite vergrößern und die Kundenzufriedenheit steigern. Indem Sie sicherstellen, dass Ihre E-Mails für alle Nutzer zugänglich sind, erreichen Sie eine breitere Zielgruppe, einschließlich Menschen mit Behinderungen. Gerade diese haben oft spezifische Bedürfnisse und Präferenzen, die durch maßgeschneiderte Inhalte und Angebote angesprochen werden können.  

Zudem profitieren alle Empfänger von einer verbesserten Nutzererfahrung, da barrierefreie E-Mails oft klarer strukturiert und leichter zu lesen sind. Unternehmen, die Barrierefreiheit priorisieren, werden zudem als inklusiv und sozial verantwortlich wahrgenommen. Positive Erfahrungen der Kunden können sich in positiven Internet-Bewertungen und mündlichen Empfehlungen niederschlagen, was wiederum das Markenimage stärkt.  

Künstliche Intelligenz (KI) kann bei der Umsetzung barrierefreier E-Mail-Kampagnen wertvolle Unterstützung leisten. KI-gestützte Tools sind in der Lage, E-Mails auf Barrierefreiheit zu überprüfen und Verbesserungsvorschläge zu unterbreiten. Darüber hinaus ermöglicht KI eine präzisere Anpassung von Inhalten an individuelle Bedürfnisse, einschließlich spezifischer Anforderungen an die Barrierefreiheit. Automatisch generierte Alternativtexte für Bilder können ebenfalls durch KI-Systeme erstellt werden.

Fazit

Insgesamt stellt das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz eine bedeutende Herausforderung für Unternehmen beim E-Mail-Marketing dar, bietet jedoch gleichzeitig die Chance, die eigene Kommunikationsstrategie gründlich zu hinterfragen und so für alle Nutzer zu verbessern. Durch die Implementierung barrierefreier E-Mail-Kampagnen erfüllen Unternehmen nicht nur gesetzliche Anforderungen, sie können gleichzeitig ihre Reichweite vergrößern und die Zufriedenheit der Kunden steigern. 

Nutzen sie das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz als Chance um Ihr Newsletter Marketing zu optimieren und mit einem barrierefreien Template eine noch größere Zielgruppe zu erreichen. Unser Campaign Product Team freut sich über Ihre Nachrichten.